Von Egomanen und Superhelden*
Oder: Warum Donald J. Trump kein guter Improspieler ist
*Leider beschränkt sich dieser Text immer auf die männliche Form, aber es gibt gute Gründe dafür, dass es in unserer Welt mindestens so viele weibliche Superheldinnen gibt. Dieser Text handelt natürlich auch von euch.
Im Moment habe ich das Vergnügen, mit ein paar sehr talentierten Leuten an einem Superheldenformat zu arbeiten. Dabei stelle ich mir immer wieder die Fragen: Woher stammt diese Faszination für den Superhelden? Wieso sind Superhelden wieder so in Mode gekommen? Was hat das alles mit unserer Welt im Moment und mit mir als Improspieler zu tun?
Ein Superheld ist erstmal ein ziemlich narzisstischer Egomane. Eine Person, die sich selbst für berufen hält, etwas zu verändern. Eine Person die glaubt, sie sei die einzige Person, die die Welt retten könnte. Dafür braucht man schon grosse Eier, um das von sich zu sagen. Sie sind Macher, sie sind Typen. Sie trauen sich selbst zu, den Unterschied zu machen. Wenn ich schon an Egomanen denke: Könnte man in diesem Sinne in Donald J. Trump auch einen Superhelden sehen?
Neue Superhelden mit Tiefe
In den letzten 20 Jahren sind Superhelden vielschichtiger geworden. Der beste Beleg dafür sind sicher die neuen Batman-Filme, in denen die Schattenseite des Superhelden tief beleuchtet wird. Batmans innerer Konflikt, das Falsche zu tun, um das Richtige zu tun, wird schonungslos aufgearbeitet. Nichts ist nur gut und nichts ist nur schlecht. Wenn ich das so höre, dann passt das (zumindest aus meiner heutigen Sicht) zu unserer Welt. Dinge sind nicht mehr einfach Gut und Böse, richtig und falsch. In meinem Früher war das doch irgendwie anders?
Es gab den starken Vater, die führsorgliche Mutter, den bösen Lehrer, den besten Freund, den merkwürdigen Nachbarn. Alles einfach einordbar. Aber ich sehe die Welt nicht mehr so. Alles scheint unordentlich statt wohl organisiert und strukturiert zu sein, wie es früher mal schien. Wenn es dafür einen Beweis braucht, dann: Donald J. Trump ist jetzt US-Präsident und ich kann sogar verstehen, warum manche ihn gewählt haben.
Das Gute im Sinne aller
Nicht ganz so tiefgründig, aber für mich viel wichtiger ist, wofür Superhelden in ihrem Kern stehen: für eine einfachere Zeit. Eine Zeit in der es das Gute gab, das im Sinne aller war. Und wo es das Böse gab, das erkennbar und eindeutig war. Das Gute stellte sich zwischen mich und das Böse, es beschützte mich davor, auch wenn ich noch gar nicht erkannt hatte, was das Böse ist.
Und mit den Superkräften kam das Versprechen: keine Sorge es mag knapp werden, aber das Gute wird am Ende gewinnen. Heute weiss ich das nicht mehr so genau. Und was ist eigentlich noch Gut und was ist Böse? Ich glaube, dass diese Zeit noch nicht per se vorbei ist. Es gibt immer noch Gutes und Böses, es ist schwieriger es scharf zu erkennen. Vielleicht sind diese Unschärfen ein fantastisches Ablenkungsmanöver, damit wir das Böse schlechter erkennen können?
Der moralische Kompass
Aber was einen Superhelden ausmacht, ist, dass er die Verantwortung für sich und andere übernimmt. Dass er die Welt nicht einfach so lässt wie sie ist, sondern sie verbessern möchte. Damit traut er sich auch zu sagen was Gut und was Böse ist. Er traut sich einen moralischen Kompass zu haben und nach diesem zu handeln. Doch woher hat man so einen Kompass? Dadurch, dass man sich traut zu scheitern und daraus zu lernen. Bösewichte können nicht scheitern. Donald J. Trump kann nicht gut scheitern, Donald J. Trump ist kein guter Improspieler.
„Why do we fall? So we can learn to pick ourselves back up.” – Batman
Letztendlich handelt der Superheld mit dem was er hat, so wie er es für sich und andere für richtig hält. Das mag nicht einfach sein und oft ein Eier brauchen, aber das kann ich auch. Das kannst du auch! Brauchen wir dafür „Superkräfte“? Ich glaube nicht. Schliesslich beginnen fast alle Superhelden als „normale“ Menschen und werden super, ausser Superman und Thor (und hey, wer findet die schon cool? (Anm. d. Red.: Ich, Thor finde ich cool, weil er z.B. seine Kraft verliert und sie wieder zurückgewinnen muss! Und er hat nen wirklich krassen Hammer. Also, Thor ist der Beste. Echt.)).
„How do I become a Superhero?“ – „Get up and start saving your world.“ – The Flash
„Ob ich mich zum Helden meines eignen Lebens entwickeln werde oder ob jemand anders diese Stelle ausfüllen soll, wird sich zeigen.“ (Charles Dickens, David Copperfield, 1. Kapitel, 1. Satz).
Aber Iron Man, Green Arrow, Daredevil, Batman, The Fantastic Four, The Flash, The X-Men, und viele andere… (und sogar ein bisschen Superman) haben mir gezeigt, dass ich handeln kann. Das Handeln für sich und andere, das ist, was einen Superhelden von einem Egomanen unterscheidet. Das Handeln für sich und andere, das ist, was einen guten Menschen von einem Menschen unterscheidet. Das Handeln für sich und andere, das ist, was einen Superimprospieler von einem Improspieler unterscheidet.
Das Handeln für sich und andere, das ist, was Superhelden von Donald J. Trump unterscheidet.
Weil es viele kleine und grosse Bösewichte gibt, sei es der Bullie in der Schule, der selbstsüchtige Arbeitskollege oder eben Donald J. Trump, deswegen sollten wir Superhelden-Geschichten zeigen, wo wir dem Bösewicht ihre Masken abreissen und uns über sie lustig machen. Und wo wir zeigen, dass das Gute gewinnen kann. Denn die Welt braucht Optimismus. Ich glaube, heute mehr denn je.
„No Matter how bad things get, something good is out there, over the horizon.” – Green Lantern