Teamarbeit kann miss- oder gelingen. Letzteres ist eindeutig zu bevorzugen, auf der Improbühne und vor allem auch daneben. Amrei Rasch zeigt in ihrem Beitrag, dass und wie die Prinzipien der Improvisation zu einem Gelingen des beruflichen Teamworks beitragen können. Und sie beweist, dass sogar eine Schaufel voller Scheisse zu einem schönen Geschenk werden kann.
Improvisation im Team
Oder: Wie wir die Spielfreude im Team erhöhen können
Ich arbeite gerne mit Teams. Wahrscheinlich deshalb, weil ich selbst lange mit und in Teams gearbeitet habe und den Unterschied zwischen guter und schlechter Zusammenarbeit kenne. In Teams müssen verschiedenste Personen und Persönlichkeiten zusammenarbeiten und produktiv sein und je mehr die Mitglieder zusammen erleben und sich besser kennen, desto reibungsfreier läuft die Zusammenarbeit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Teamworkshops hier äusserst hilfreich sein können – vor allem, wenn Improvisation ein Bestandteil des Workshops ist.
Neulich ist mir wieder einmal klar geworden, wie wichtig die Grundprinzipien der Improvisation für Teams sein können, um das Miteinander im Team zu verbessern. In unserem Tagesworkshop hatte ein Team viel Spass am Spiel „Wusch-boing-paow“. Als ich zu einer Nachbesprechung vorbei kam, erzählten sie mir, ihre Teammeetings wären jetzt deutlich spritziger und kürzer geworden: sie hätten „Wusch-boing-paow“ als Signale eingeführt, damit die Teamdiskussion vorangetrieben wird. Und plötzlich hätten alle viel mehr Freude. Aus einem drögen Teammeeting sei eine Art Spiel geworden.
Eine Schaufel voller Sch…
Und auch in die Impro-Übung „Au ja, und“, in der man Angebote von Mitspielern aufgreifen und verändern soll, hatten die Teilnehmer gut aufgenommen. In dem Workshop übergab eine Teilnehmerin ihrem Kollegen (virtuell) einen Sch…haufen auf einer Handschaufel mit den Worten „Das hat ihr Hund dort im Park liegenlassen“. Der Kollege sagte tatsächlich „Au ja“, fügte allerdings kein UND hinzu, sondern antwortete „Au ja, grossartig. Diese Schaufeln sind ja äusserst praktisch“ hinzu.
Auch diese Übung hatte laut Rückmeldung gute Auswirkungen auf ihren Arbeitsalltag, da die Teammitglieder sich gegenseitig nun erst einmal zuhören (also annehmen) würden. Im zweiten Schritt würden sie dann co-creativ das beste aus einem Konzept herausholen anstatt – wie sonst immer – erst einmal „Nein!“ zu sagen.
Help your Partner in schwierigen Momenten
Und ein drittes Beispiel: Ein Workshopteilnehmer hatte mit einer Arbeitskollegin lebhaft das Impro-Prinzip „help your partner“ durchgespielt. Die Idee dieses Grundprinzips ist es, dass jeder Mitspieler Verantwortung für das Stück auf der Bühne trägt, auch wenn er gerade nicht auf der Bühne zu sehen ist.
Der Teilnehmer erzählte mir im Nachhinein, er hätte auf einer Messe eine Verkaufs-Präsentation vor 40 potentiellen Kunden halten müssen. Als er auf der Bühne ein völliges Black-Out hatte, habe er aus Not einfach irgendetwas geredet. Er habe dann zu allem Übel beobachtet, wie seine Kunden bereits gelangweilt auf ihre Handys geschaut hätten…
Plötzlich habe sich seine Arbeitskollegin an das Grundprinzip „help your partner“ erinnert. Sie sass als Zuhörerin in der ersten Reihe, sei daraufhin aufgestanden und hätte mit vorgehaltener Hand und doch sichtbar für alle „geflüstert“: „T., mach’ fertig – die Zeit ist fast um“. Obwohl sie sehr nervös gewesen sei, ob sie das überhaupt dürfe, wäre der Workshopteilnehmer im Nachhinein sehr erleichtert gewesen. Durch ihre Intervention hat er seinen Redeschwall beenden können und das Ende seiner Präsentation eingeläutet. Sie habe ihn gerettet, meint er im Nachhinein.
Mein Fazit: Mit Improvisation Teamarbeit zu retten und zu verbessern ist für mich eine positive Vision. Je mehr Teams die Prinzipien der Improvisation anwenden, desto besser können manche unvorhergesehenen Situationen elegant und einfach gelöst werden. Und es stimmt mich hoffnungsvoll, dass mehr Spielfreude im Unternehmenskontext entstehen kann.