Einleitung
Unsere Stimme ist so charakteristisch für jedes Individuum wie ein Fingerabdruck. Die Stimme ist Träger einer inhaltlichen, emotionalen und stilistischen Kommunikation. Die Stimme ist im Zusammenspiel mit unserer Mimik und Gestik ein sehr wirkugsvolles Instument. Hervorzuheben ist, dass eine Passung zwischen Stimme und Charakter bzw. Aussenwirkung zu mehr Authentizität führen kann.
Stimm-Qualitäten entstehen durch Klangfarben und Sprechmelodien, Intonationen und Artikulation von Worten. Auch körperliche Besonderheiten wie Heiserkeit, Zittern der Stimme, Rauheit ect. bestimmen die Stimm-Qualität massgeblich mit und können als Markenzeichen dienen.
Stimmliche Vielfalt
Wenn keine Abwechslung im Gebrauch der Stimme zuhören ist, dann beginnen wir schnell eine/n Zuhörer*in zu langweilen. Eine dynamische Stimme hilft Zuhörer*innen sich auf den Inhalt zu fokusieren, weil die Sprachmelodie wie ein Leuchtstift die wichtigen Passagen hervorhebt.
Deshalbt ist es auch unabdingar, dass wir Pausen setzen (stiller Zeitraum zwischen Worten und Sätzen) und auf das Tempo (Geschwindigkeit ein Wort auszusprechen) unseres Redeflusses achten. Einer Person zuzuhören, die ohne Punkt und Komma spricht, ist genau so mühselig zu zuhören, wie jemandem, der viel zu langsam redet.
Fünf einfache Hauptelemente um stimmliche Vielfalt zu erzeugen
Lautstärke (laut ↔ leise)
Intensität (durchdringend ↔ hauchend)
Tonlage (hoch ↔ tief)
Artikulation (scharf ↔ nuschelig)
Tempo (langsam ↔ schnell)
Die Stimme gibt viel von unserem Status und unserem Wohlbefinden preis!
Status Signal | Tiefstatus | Hochstatus | |
STIMME | Atmung | atemlos | entspannte, volle, tiefe Atmung |
Stimme | gestresst, hohe Stimmlage | warm, angenehm langsam, selbstsicher | |
Satzstruktur | fragmentarisch | vollständig | |
Füllworte | viele | kaum/keine, dafür Worthülsen u. Floskeln | |
Pausen | wenig, häufig füllend | Pausen und Stille nutzen |
Praxistipps
– vor und während eines Auftritts genügend trinken – besonders Früchte- oder Kräutertee eignen sich
⇒ natürlich nicht zu viel trinken, damit man in Ruhe seinen Auftritt geniessen kann
– Räuspern vermeiden
– genügend und gut Atmen – vor allem Bauchatmung verwenden
– die wichtigen Wörter und Satzteile markieren, um diese durch stimmliche Vielfalt zu akzentuieren
– Die Knie nicht durchdrücken beim Stehen
ÜBUNGEN
Atemübung
- Augen schliessen und beobachten, was beim eigenen Atem passiert.
- Mit Geschwindigkeit des Ein- und Ausatmens experimentieren.
- Hände auf die Rippen legen und gezielt in die Rippen atmen.
- Hände auf den Bauch legen und gezielt in den Bauch atmen.
- Hände auf unteren Rücken legen und gezielt in den Rücken atmen.
- Tief einatmen, Arme über den Kopfheben und laut seufzen – 3x.
Kiefer lockern
Gesicht, Kiefer, Nacken und Hals massieren und entspannen.
1. Über Nase streichen.
2. Über Kiefer streichen.
3. Nacken und Hals ausstreichen.
4. Mund öffnen und Kiefer massieren.
5. Lippen flattern lassen.
6. Irgendeinen Ton entstehen lassen und Kiefer bewegen bzw. kauen.
7. Summen in verschiedenen Tonlagen.
8. Tief einatmen und geräuschvoll ausatmen.
Rezitieren
Nimm einen Text zur Hand. Lies ihn einmal für dich im Stillen durch.
Schalte deinen Ton aus (bei der Umsetzung am Computer) und lies den Text unter Nutzung eines oder mehrerer der fünf Hauptelemente für stimmliche Vielfalt. Ein Gegenüber am Bildschirm versucht die Elemente anhand der Körperlichkeit zu erkennen.
Wenn diese Übung live stattfindet, dann lies ohne Stimme unter Nutzung eines oder mehrerer der fünf Hauptelemente für stimmliche Vielfalt den Text einem Gegenüber vor. Die Person soll die Hauptelemente erkennen können.
Anschliessend lies den Text laut vor – anschliessend Abgleich mit deiner Intention und Beobachtung des Gegenübers.